Ein Monitoring-System gemäß der EU-Verordnung Nr. 596/2014 (Marktmissbrauchsverordnung, MAR) und der EU-Richtlinie 2014/57/EU (Marktmissbrauchsrichtlinie, MAD) muss eine Reihe von wichtigen Anforderungen und Szenarien abdecken, um Marktmanipulationen zu verhindern und Insiderhandel zu überwachen.
Diese Gesetze zielen darauf ab, die Integrität der Finanzmärkte zu gewährleisten und das Vertrauen der Anleger zu schützen. Ein effektives Monitoring-System unterstützt Finanzinstitute dabei, potenzielle Verstöße frühzeitig zu identifizieren und zu verhindern.
Automatisierte Überwachung von Transaktionen: Ein zentrales Element der regulatorischen Anforderungen ist die Fähigkeit des Systems, Finanztransaktionen in Echtzeit oder in regelmäßigen Intervallen zu überwachen. Das System muss dabei Transaktionen wie Käufe, Verkäufe, Stornierungen und andere Markthandlungen auf potenziell verdächtiges Verhalten hin analysieren. Dies umfasst sowohl Aufträge in Wertpapieren als auch Derivate.
Erkennung von Manipulationsszenarien: Das System muss auf bekannte Muster reagieren, die als Marktmanipulation gelten. Dazu gehören insbesondere Handelspraktiken, die den Markt künstlich beeinflussen, falsche Signale über das Angebot, die Nachfrage oder den Preis eines Finanzinstruments aussenden oder Insiderhandel betreffen. Es müssen vordefinierte Szenarien zur Erkennung solcher Muster eingerichtet sein.
Systematische Erstellung von Alerts (Warnhinweisen): Wenn das Monitoring-System verdächtige Aktivitäten feststellt, muss es sogenannte „Alerts“ generieren, die auf mögliche Verstöße hinweisen. Diese Alerts sollten in einem Format erstellt werden, das eine einfache Weiterbearbeitung durch Compliance-Mitarbeiter ermöglicht. Die automatische Generierung von Alerts ist ein Schlüsselfaktor für die Effizienz eines solchen Systems.
Dokumentation und Archivierung: Die MAR/MAD-Vorschriften fordern eine umfassende Dokumentation aller Überwachungsaktivitäten. Diese Aufzeichnungen müssen für mindestens sechs Jahre aufbewahrt werden. Zu den dokumentierten Informationen gehören die Transaktionen, die generierten Alerts sowie die dazugehörigen Bearbeitungsschritte.
Meldung von Verstößen: Falls das System eine klare Verletzung der Marktmissbrauchsvorschriften feststellt, muss es eine unverzügliche Meldung an die zuständigen Aufsichtsbehörden ermöglichen. In Deutschland wäre dies die BaFin. Diese Berichterstattung ist ein zentraler Bestandteil der Marktintegrität.
Regelmäßige Anpassung und Wartung: Marktmanipulationsmethoden ändern sich im Laufe der Zeit, und das Monitoring-System muss in der Lage sein, auf neue Formen der Manipulation zu reagieren. Dies erfordert regelmäßige Updates der Regelwerke und Anpassungen an neue Marktbedingungen und Regulierungen.
Wash Trades: Bei Wash Trades handelt es sich um Transaktionen, bei denen ein Anleger gleichzeitig oder nahezu gleichzeitig ein Finanzinstrument kauft und verkauft, um ein künstliches Handelsvolumen zu erzeugen und die Liquidität des Marktes falsch darzustellen. Diese Praxis soll den Anschein von Marktaktivität erwecken, ohne dass eine tatsächliche Risikoübernahme erfolgt.
Pre-Arranged Trades: Pre-Arranged Trades sind vorab abgesprochene Geschäfte, bei denen Käufer und Verkäufer sich bereits über den Handelspreis und andere Konditionen einig sind, bevor der Auftrag offiziell im Markt platziert wird. Dies kann den freien Wettbewerb am Markt beeinträchtigen, da keine tatsächliche Preisdynamik stattfindet.
Layering und Spoofing: Layering und Spoofing sind Formen von Marktmanipulation, bei denen falsche Aufträge in das Orderbuch eingestellt werden, um andere Marktteilnehmer zu täuschen. Diese Aufträge werden dann vor ihrer Ausführung zurückgezogen, nachdem sie eine Marktreaktion ausgelöst haben. Layering bezieht sich auf das Platzieren mehrerer Aufträge auf verschiedenen Preisniveaus, während Spoofing eher durch das Einstellen und sofortige Zurückziehen von Aufträgen gekennzeichnet ist.
Churning: Churning ist eine illegale Praxis, bei der ein Broker übermäßig viele Transaktionen im Namen eines Kunden durchführt, um Provisionszahlungen zu generieren. Dabei steht nicht der Nutzen des Kunden, sondern die Maximierung der Provisionen im Vordergrund. Churning kann zudem verwendet werden, um den Anschein eines hohen Handelsvolumens zu erwecken.
Marktmanipulation durch Schlusskursbeeinflussung: Eine gängige Form der Marktmanipulation besteht darin, den Preis eines Finanzinstruments am Ende des Handelstages zu beeinflussen, um den Schlusskurs künstlich zu erhöhen oder zu senken. Dies wird häufig mit dem Ziel durchgeführt, Gewinne aus Positionen zu maximieren oder Verluste zu minimieren.
Insiderhandel: Insiderhandel bezieht sich auf den Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten durch Personen, die aufgrund ihrer Position in einem Unternehmen Zugang zu nicht-öffentlichen, kursrelevanten Informationen haben. Das Monitoring-System muss in der Lage sein, Transaktionen zu identifizieren, die möglicherweise auf der Grundlage solcher Insiderinformationen durchgeführt wurden.
Front Running: Front Running tritt auf, wenn ein Broker oder Händler eine eigene Position in einem Wertpapier aufbaut, bevor er einen großen Auftrag im Namen eines Kunden ausführt, der den Marktpreis beeinflussen könnte. Dies wird als unethisch angesehen und ist in den meisten Jurisdiktionen verboten.
Szenario | Wichtige Neuerungen |
---|---|
Wash Trades | Erweiterte Mechanismen zur Erkennung von künstlich erzeugtem Handelsvolumen. |
Pre-Arranged Trades | Neue Algorithmen zur Erkennung vorab abgesprochener Handelsgeschäfte. |
Layering | Verstärkte Analyse von Orderbüchern zur Erkennung von Layering-Techniken. |
Spoofing | Verbesserte Erkennung von kurzzeitig eingestellten und zurückgezogenen Orders. |
Churning | Systematische Überwachung von übermäßigen Transaktionen zur Generierung von Provisionen. |
Insiderhandel | Integration von Echtzeit-Daten zur Erkennung von Insidertransaktionen. |
Schlusskursbeeinflussung | Neue Überwachungstools zur Manipulation des Schlusskurses. |
Proprietary Crossing | Erweiterte Analyse von internen Handelsaktivitäten zur Vermeidung von Marktverzerrungen. |
Manipulative Handelspraktiken | Zusätzliche Algorithmen zur Erkennung manipulativer Orders und Aktivitäten. |
Marktmanipulation | Erweiterte Mechanismen zur Erkennung von Marktverzerrungen durch falsche Preis- oder Volumensignale. |
Neben der Abdeckung der oben beschriebenen Szenarien muss das System eine hohe technische Leistungsfähigkeit bieten, um große Mengen von Transaktionsdaten in Echtzeit zu verarbeiten. Wichtige technische Funktionen sind:
Ein Monitoring-System gemäß den Anforderungen der EU-Verordnung Nr. 596/2014 (MAR) und der EU-Richtlinie 2014/57/EU (MAD) ist unerlässlich, um Marktmanipulationen und Insiderhandel zu verhindern. Es ermöglicht die systematische Überwachung von Transaktionen, die Erkennung von verdächtigen Aktivitäten und die Sicherstellung der Integrität des Finanzmarktes. Ein robustes System schützt nicht nur den Markt, sondern auch das Vertrauen der Anleger und stellt sicher, dass Unternehmen die regulatorischen Anforderungen erfüllen.
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