Dein Fokus: Die 4 Risikoklassen des AI Act
Der Act teilt alle KI-Systeme in vier Kategorien ein. Deine erste Aufgabe wird es sein, jedes KI-Tool in deinem Unternehmen einer dieser Klassen zuzuordnen.
🚫 Unakzeptables Risiko (Verboten) Diese Systeme stellen eine klare Bedrohung für Grundrechte dar und werden (mit wenigen Ausnahmen) verboten.
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Beispiele: Social Scoring durch Staaten, manipulative Techniken (z.B. Spielzeug, das gefährliches Verhalten fördert), bestimmte „Real-Time“ biometrische Erkennung im öffentlichen Raum.
⚠️ Hohes Risiko (Dein Hauptjob!) Hier liegt der Kern deiner zukünftigen Arbeit. Hochrisiko-Systeme sind nicht verboten, müssen aber extrem strenge Auflagen erfüllen, bevor sie auf den Markt kommen oder genutzt werden.
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Beispiele: KI im Recruiting (Bewerber-Screening), in der Kreditwürdigkeitsprüfung, in medizinischen Geräten oder in kritischen Infrastrukturen.
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Deine Pflichten hier: Diese Systeme erfordern ein Konformitätsbewertungsverfahren, ein robustes Risikomanagement (Art. 9), lückenlose technische Dokumentation, menschliche Aufsicht (Art. 14) und vieles mehr.
🟡 Begrenztes Risiko (Transparenzpflicht) Systeme, bei denen ein Manipulationsrisiko besteht, müssen Nutzer klar informieren.
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Beispiele: Chatbots oder GenAI-Systeme (wie ChatGPT). Nutzer müssen wissen, dass sie mit einer KI interagieren. Deepfakes müssen als künstlich generiert gekennzeichnet werden (Art. 52).
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Dein Bezug: Das ist die Kernherausforderung, die wir in unserem Praxisfall GenAI behandeln.
✅ Minimales Risiko Das ist die große Mehrheit aller KI-Anwendungen.
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Beispiele: Spam-Filter, KI-gesteuerte Videospiele, einfache Inventar-Management-Systeme.
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Deine Pflichten hier: Keine zusätzlichen Regulierungen. Hier gilt „business as usual“.
Was das für dein Unternehmen bedeutet
Die Einhaltung des EU AI Act ist kein reines IT-Thema. Es ist ein zentrales Governance-, Risiko- und Compliance-Thema.
Du musst jetzt Prozesse aufsetzen, um alle KI-Systeme zu identifizieren und zu bewerten. Du brauchst ein zentrales AI Risk Register, um den Überblick zu behalten, und du musst klären, wer im Unternehmen die Verantwortung (die „Rollen“) für diese Systeme trägt.
Das ist eine massive Herausforderung, besonders für den Mittelstand. Aber es ist auch eine Chance: Unternehmen, die „AI Compliance“ nachweisen können, erlangen einen immensen Vertrauensvorsprung bei Kunden und Partnern.
Fazit: Der AI Act ist eine Deadline – und dein Startschuss
Der EU AI Act ist keine ferne Zukunftsmusik, sondern ein konkreter Handlungsauftrag. Die Verordnung schafft eine neue, hoch anspruchsvolle Schlüsselrolle an der Schnittstelle von Recht, IT und Management.
Unternehmen, die jetzt abwarten, riskieren nicht nur Bußgelder, sondern auch den Verlust von Wettbewerbsfähigkeit. Unternehmen, die jetzt handeln, setzen den Standard für „Trusted AI“.
Die Frage ist: Bist du bereit, diese Verantwortung zu übernehmen und dein Unternehmen zukunftssicher aufzustellen?