Compliance-Prüfungen: Was Unternehmen wissen müssen

Compliance-Prüfungen gehören heute zu den zentralen Instrumenten, mit denen Unternehmen sicherstellen, dass sie die stetig wachsenden gesetzlichen, regulatorischen und internen Anforderungen erfüllen. Für dich als Entscheider:in bedeutet das, Prozesse und Strukturen so zu gestalten, dass Risiken frühzeitig erkannt, Verstöße vermieden und das Vertrauen von Kunden, Investoren und Aufsichtsbehörden gesichert wird.

In diesem Artikel erhältst du einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Aspekte von Compliance-Prüfungen: von den Zielen und Arten über die Durchführung bis hin zu praktischen Tipps, wie du dein Unternehmen optimal vorbereitest.

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Welche Rolle spielt das Controlling im Unternehmen?

Compliance-Prüfungen im Überblick

Prüfungsart Ziel Kern-Nachweise Verantwortlich Risiko bei Verstoß Quick-Check
Finanz-Compliance Fehler & Manipulationen verhindern; interne Kontrollen nachweisen IKS-Dokumentation, Vier-Augen-Freigaben, Zahlungsprotokolle, Kontenabstimmungen CFO, Controlling, Interne Revision Bußgelder / Betrugsverdacht Sind Freigaben revisionssicher protokolliert? Ja/Nein
Datenschutz (DSGVO) Schutz personenbezogener Daten & Wahrung von Betroffenenrechten VVT, TOMs, Löschkonzept, Schulungsnachweise, AV-Verträge DPO/Datenschutz, IT, HR Hohe Bußgelder / Reputationsschaden Greift das „Need-to-know“ & sind Speicherfristen umgesetzt?
Arbeitsrecht Einhaltung von Arbeitszeit, Mitbestimmung, Gleichbehandlung & Safety Zeiterfassung, Betriebsvereinbarungen, Unterweisungen, Unfallstatistiken HR, Arbeitssicherheit, Linienführung Haftungs-/Image-Risiken Ist Zeiterfassung für Remote-Teams konsistent?
Umwelt/ESG Einhaltung Umweltrecht & nachhaltiger Standards (z. B. Abfall, Emissionen) Genehmigungen, Messprotokolle, Entsorgungsnachweise, Lieferkette EHS/CSR, Produktion, Einkauf Behördliche Auflagen / Lieferantenrisiken Sind KPI & Grenzwerte laufend monitoriert?
Branchenspezifisch Spezialregeln (z. B. WpHG, MaRisk, DORA, LkSG) einhalten Richtlinien, Prüfberichte, Schulungen, Technische Nachweise Compliance-Officer, Fachbereiche Aufsichtsrechtliche Maßnahmen Gibt es Self-Assessments & Follow-ups?

1. Was ist eine Compliance-Prüfung?

Eine Compliance-Prüfung ist die strukturierte Überprüfung, ob dein Unternehmen Gesetze, Vorschriften, Standards und interne Richtlinien einhält. Dabei geht es nicht nur um Formalien, sondern um die gesamte Organisation: Prozesse, Systeme, Verträge, Mitarbeiterschulungen und sogar die Unternehmenskultur.

Das Ziel: Risiken wie Bußgelder, Haftungsansprüche, Reputationsschäden oder gar strafrechtliche Konsequenzen zu vermeiden – und gleichzeitig Chancen zu nutzen, indem du dein Unternehmen als verlässlichen, regelkonformen Partner positionierst.


2. Welche Rolle spielt das Controlling im Unternehmen?

Das Controlling nimmt in Compliance-Prüfungen eine Schlüsselrolle ein. Warum? Weil es die Brücke zwischen Zahlen, Prozessen und Regulierung bildet.

  • Es stellt sicher, dass finanzielle und operative Prozesse transparent und prüfbar sind.

  • Es identifiziert Abweichungen und Risiken, bevor diese zu Compliance-Verstößen führen.

  • Es liefert die Datenbasis, auf der Compliance-Officer und Geschäftsführung Entscheidungen treffen können.

Merke: Ein starkes Controlling ist kein Gegner, sondern ein Partner der Compliance. Es sorgt für die notwendige Transparenz und macht Regelkonformität messbar.


3. Warum sind Compliance-Prüfungen wichtig?

Du fragst dich vielleicht: Muss ich wirklich so viel Aufwand betreiben? Die Antwort ist klar: Ja.

Gründe für die hohe Bedeutung:

  1. Rechtliche Pflicht – Viele Branchen sind gesetzlich verpflichtet, regelmäßige Prüfungen durchzuführen (z. B. Banken, Versicherungen, Kapitalverwaltungsgesellschaften).

  2. Vermeidung von Strafen – Verstöße können zu massiven Bußgeldern führen.

  3. Schutz der Reputation – Ein Compliance-Skandal kann über Jahre hinweg Vertrauen zerstören.

  4. Verbesserung der Prozesse – Prüfungen decken Schwachstellen auf und helfen dir, deine Organisation effizienter zu gestalten.

  5. Wettbewerbsvorteil – Wer Compliance nachweislich lebt, punktet bei Kunden, Investoren und Partnern.


4. Wer führt Compliance-Prüfungen durch?

Es gibt zwei Wege:

  • Interne Compliance-Prüfungen
    Diese werden durch interne Auditteams oder Compliance-Officer durchgeführt. Vorteil: Sie kennen die Organisation und können praxisnah prüfen.

  • Externe Compliance-Prüfungen
    Hier beauftragt dein Unternehmen unabhängige Prüfer, Wirtschaftsprüfer oder spezialisierte Kanzleien. Auch Aufsichtsbehörden können externe Prüfungen anordnen. Vorteil: Externe Prüfer bringen objektiven Blick und Benchmarking-Know-how mit.

Tipp: Ein Mix aus internen und externen Prüfungen ist in der Praxis oft der beste Weg, um blinde Flecken zu vermeiden.


5. Welche Arten von Compliance-Prüfungen gibt es?

Compliance ist ein weites Feld. Daher unterscheiden sich auch die Prüfungsarten:

a) Finanz-Compliance-Prüfungen

Hier geht es um Buchhaltung, Rechnungslegung, interne Kontrollen und Betrugsprävention. Ziel ist es, Manipulationen, Korruption und Unregelmäßigkeiten frühzeitig zu erkennen.

b) Datenschutz-Compliance-Prüfungen

Seit Einführung der DSGVO sind diese besonders wichtig. Es wird geprüft, wie dein Unternehmen personenbezogene Daten von Kunden, Mitarbeitenden und Partnern schützt.

c) Arbeitsrechtliche Compliance-Prüfungen

Hier wird kontrolliert, ob dein Unternehmen Arbeitsgesetze, Mitbestimmung, Gleichbehandlung und Arbeitssicherheit einhält.

d) Umwelt-Compliance-Prüfungen

Immer wichtiger durch ESG und Nachhaltigkeitsanforderungen. Dabei geht es um Emissionen, Abfallmanagement und nachhaltige Produktionsweisen.

e) Branchenspezifische Prüfungen

Beispiele:

  • Finanzdienstleister: Prüfung nach WpHG, MaRisk oder BAIT.

  • Gesundheitswesen: Einhaltung von Hygienestandards, Patientenrechten.

  • Industrie: Sicherheitsstandards und Lieferkettengesetz.


6. Typischer Ablauf einer Compliance-Prüfung

Damit du dir ein klares Bild machen kannst, hier der klassische Ablauf:

  1. Planung – Festlegung von Ziel, Umfang und Verantwortlichkeiten.

  2. Dokumentenprüfung – Richtlinien, Verträge, Schulungsunterlagen werden gesichtet.

  3. Interviews & Befragungen – Gespräche mit Schlüsselpersonen im Unternehmen.

  4. Stichproben & Tests – Überprüfung realer Prozesse (z. B. Zahlungen, Vertragsabschlüsse).

  5. Bewertung & Bericht – Darstellung der Ergebnisse, inkl. Feststellungen und Empfehlungen.

  6. Follow-up – Umsetzung der Maßnahmen und erneute Kontrolle.


7. Was sollten Unternehmen bei Compliance-Prüfungen beachten?

Damit deine nächste Prüfung nicht im Chaos endet, solltest du folgende Punkte berücksichtigen:

  • Vorbereitung ist alles – Stelle frühzeitig alle relevanten Dokumente und Nachweise bereit.

  • Schulungen – Sorge dafür, dass Mitarbeitende die Anforderungen kennen und anwenden.

  • Dokumentation – Was nicht dokumentiert ist, gilt oft als nicht gemacht.

  • Kommunikation – Offene und transparente Kommunikation mit Prüfern schafft Vertrauen.

  • Korrekturmaßnahmen – Nimm Feststellungen ernst und leite Verbesserungen sofort ein.


8. Typische Fehler bei Compliance-Prüfungen – und wie du sie vermeidest

  1. Fehlende Verantwortlichkeiten – Niemand fühlt sich zuständig. Lösung: Klare Rollen festlegen.

  2. Unvollständige Dokumentation – Richtlinien liegen vor, werden aber nicht gelebt. Lösung: Nachweise und Schulungen dokumentieren.

  3. Ad-hoc-Reaktionen – Vorbereitung erst kurz vor der Prüfung. Lösung: Kontinuierliche Compliance-Arbeit.

  4. Fokus nur auf Formalien – Compliance ist mehr als ein Häkchen. Lösung: Kultur der Integrität schaffen.


9. Best Practices für erfolgreiche Compliance-Prüfungen

  • Regelmäßige Self-Assessments – Führe interne Prüfungen durch, bevor Externe kommen.

  • Digitale Tools nutzen – Compliance-Management-Systeme (CMS) automatisieren Nachweise und Prozesse.

  • Risikoorientierung – Konzentriere dich auf die Bereiche mit dem höchsten Risiko.

  • Management-Einbindung – Ohne Top-Management gibt es keine gelebte Compliance.

  • Transparenz – Sieh Prüfungen als Chance, nicht als Bedrohung.


Case Studies: Compliance in der Praxis

Drei kompakte Praxisfälle mit Problem, Lösung und Learning – zum direkten Einsatz in Schulungen, Audits oder deinem Intranet.

📌 Case Study 1: Finanz-Compliance in einem mittelständischen Industrieunternehmen

Ein mittelständisches Produktionsunternehmen erhielt im Rahmen einer externen Compliance-Prüfung den Hinweis, dass die interne Kontrolle von Zahlungen nicht ausreichend dokumentiert war. Obwohl die Zahlungen korrekt ausgeführt wurden, fehlte der lückenlose Nachweis, wer Freigaben erteilt hatte.

Problem: Keine klar dokumentierte Anwendung des Vier-Augen-Prinzips. Risiko von Unregelmäßigkeiten oder sogar Betrugsverdacht.
Lösung:
  • Einführung eines digitalen Freigabesystems mit revisionssicherer Dokumentation.
  • Schulung der Mitarbeitenden in den Finanzabteilungen.
  • Regelmäßige Stichprobenkontrollen durch das Controlling.
Learning für dich: Selbst wenn die Prozesse „in der Praxis“ sauber laufen, ist eine prüfbare Dokumentation Pflicht. Ohne Nachweise riskierst du Beanstandungen.

📌 Case Study 2: Datenschutz-Compliance bei einem E-Commerce-Anbieter

Ein Online-Händler wurde von der Aufsichtsbehörde zu einer Datenschutz-Compliance-Prüfung aufgefordert. Bei der Überprüfung stellte sich heraus, dass die Datenschutzrichtlinien zwar vorhanden, aber nicht in der Praxis verankert waren. Mitarbeitende kannten die Prozesse zur Datenlöschung nicht, und Kundendaten wurden länger als erlaubt gespeichert.

Problem: Fehlende Schulung der Mitarbeiter:innen. Verstöße gegen DSGVO-Aufbewahrungsfristen. Gefahr hoher Bußgelder.
Lösung:
  • Einführung eines automatisierten Löschkonzepts in der IT.
  • Verankerung von Datenschutzschulungen für alle Mitarbeitenden im Onboarding.
  • Aufbau eines „Privacy-Teams“ als zentrale Anlaufstelle.
Learning für dich: Compliance ist mehr als ein Papierkonzept – du musst sicherstellen, dass Mitarbeitende die Vorgaben auch anwenden.

📌 Case Study 3: Arbeitsrechtliche Compliance in einem internationalen Konzern

Ein global tätiger Konzern wurde im Rahmen einer arbeitsrechtlichen Compliance-Prüfung kontrolliert. Dabei wurde festgestellt, dass die Einhaltung der Arbeitszeiten in manchen Ländern nicht ausreichend überwacht wurde. Besonders bei Remote-Mitarbeitenden war die Arbeitszeitdokumentation lückenhaft.

Problem: Unterschiede in nationalen Arbeitsgesetzen. Hohe Risiken bei Überstundenregelungen und Pausenpflichten. Potenzielle Haftungs- und Imageprobleme.
Lösung:
  • Einführung eines einheitlichen, digitalen Zeiterfassungssystems für alle Länder.
  • Anpassung der globalen HR-Richtlinien an nationale Gesetze.
  • Regelmäßige interne Audits durch die HR-Compliance-Abteilung.
Learning für dich: Bei internationalen Strukturen musst du besonders auf lokale Gesetze achten – ein globales Compliance-Framework ist nur dann wirksam, wenn es lokal angepasst wird.

🔎 Quick-Reference (Vergleich)

Case Kernproblem Lösungsbausteine Learning
Finanz-Compliance Vier-Augen-Prinzip nicht dokumentiert Digitale Freigaben, Schulungen, Stichproben Dokumentation ist prüfungsrelevant
Datenschutz-Compliance Schulungslücken, Aufbewahrungsverstöße Löschkonzept, Pflichttrainings, Privacy-Team Compliance muss gelebt werden
Arbeitsrecht international Uneinheitliche Zeiterfassung, lokale Gesetze Globales System, lokale HR-Policies, Audits Global steuern, lokal anpassen

10. Fazit: Compliance-Prüfungen als Chance nutzen

Compliance-Prüfungen sind keine lästige Pflicht, sondern ein Instrument, mit dem du dein Unternehmen langfristig absicherst und Wettbewerbsvorteile schaffst.

Wenn du dir einen praxisnahen Überblick über die rechtlichen Anforderungen, Prüffelder und konkrete Maßnahmen verschaffen möchtest, empfehlen wir dir die S+P Seminare Compliance. Dort erhältst du Werkzeuge, Checklisten und Praxisbeispiele, die du sofort in deinem Unternehmen einsetzen kannst.


FAQ: Compliance-Prüfungen – Was Unternehmen wissen müssen


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