Welche Arten von Embargos und Finanzsanktionen gibt es?

Kurzdefinition: Ein Embargo ist eine staatlich/überstaatlich angeordnete Einschränkung des Außenwirtschaftsverkehrs gegenüber Staaten, Regionen, Organisationen oder Personen. Finanzsanktionen sind Maßnahmen, die Geld- und Vermögensbewegungen gezielt verbieten oder einschränken (z. B. Einfrieren von Geldern, Zahlungsverkehrsbeschränkungen).

Zweck: Durch politischen und wirtschaftlichen Druck soll bestimmtes Verhalten veranlasst oder unterbunden werden.

Kurzeinordnung: Was ist ein Embargo? (Definition und Zweck)

Ein Embargo ist im Grunde eine staatlich oder überstaatlich (z.B. von der EU oder der UN) angeordnete Bremse für den Außenwirtschaftsverkehr. Stell dir vor, bestimmte Geschäfte, Güter oder Dienstleistungen werden gegenüber einem Zielland, einer Organisation oder spezifischen Personen entweder komplett oder teilweise eingeschränkt.

Der Zweck ist immer politisch: Durch diesen wirtschaftlichen Druck sollen bestimmte Verhaltensweisen erzwungen oder verhindert werden.

Du möchtest wissen, was genau unter einem Embargo verstanden wird und wie es funktioniert?

In unserem Detail-Artikel erfährst du alles zur Definition und Funktion eines Embargos. Klicke hier für die komplette Erklärung.


1) Embargo vs. Finanzsanktion – die Abgrenzung

  • Embargo: Handels- und/oder Dienstleistungsverbote gegen Länder/Sektoren/Güter (z. B. Waffenembargo).

  • Finanzsanktion: Maßnahmen gegen Gelder/Vermögenswerte oder Finanzdienstleistungen (z. B. Verfügungs- und Bereitstellungsverbote, Finanzierungsverbote, Meldepflichten).


2) Arten von Embargos

  • Totalembargo: Umfasst den weitgehenden Stopp von Handel und Dienstleistungen mit einem Zielland.
    Beispiel: Umfassende Handelseinschränkungen, historisch etwa gegen den Irak (später in Teileinschränkungen überführt).

  • Teilembargo (sektoral/güterbezogen): Verbietet bestimmte Branchen, Waren oder Dienstleistungen.
    Beispiel: Güterbezogene Verbote (z. B. Diamanten, Dual-Use-Güter).

  • Waffenembargo (Sonderform): Verbot von Ausfuhr/Einfuhr/Transit von Rüstungsgütern, häufig kombiniert mit Ausbildungs- oder Technologietransferverboten.


3) Arten von Finanzsanktionen

  • Verfügungs- und Bereitstellungsverbote („Einfrieren von Geldern“): Keine Nutzung/Übertragung oder Bereitstellung von Geldern und wirtschaftlichen Ressourcen an gelistete Personen/Organisationen.

  • Kapital- & Zahlungsverkehrsbeschränkungen: Einschränkungen für Zahlungen, Wertpapier-, Kredit- und Garantiegeschäfte; ggf. Melde- oder Genehmigungspflichten.

  • Finanzierungsverbote & Genehmigungsvorbehalte: z. B. bei Geschäften mit bestimmten Gütern/Projekten, auch ohne direkten Länderkontext.

  • Melde- und Transparenzpflichten: u. a. Meldungen eingefrorener Gelder, Auskunfts- und Mitwirkungspflichten.


4) Zuständigkeiten in Deutschland (Überblick)

  • Finanzsanktionen: Deutsche Bundesbank (Servicezentrum Finanzsanktionen, SZ FiSankt) – Umsetzung, Prüfungen, Abfragen, Meldungen.

  • Güter-/Handelsbezogene Sanktionen: BAFA – Genehmigungen, Ausfuhrkontrolle, Verbots- und Erlaubnisregime.


5) Regelungen zu Finanzsanktionen & Embargos – mit To-do

Regelung To-do
#1 Finanzsanktionen & Best Practices Risikoorientierte Prozesse und Kontrollen für Sanktionsprüfung aufsetzen und dokumentieren
#2 §18 AWG – Strafvorschriften Verstöße systematisch vermeiden durch regelmäßige Schulung & Prüfprozesse
#3 Geschäftsorganisation & IKS IKS mit Verantwortlichkeiten, Eskalationen und Kommunikationswegen verbindlich regeln
#4 Compliance-Funktion Compliance in Berichtspflichten einbinden + bei Vorfällen sofortige Information der Geschäftsleitung
#5 Interne Revision Prüfturnus festlegen (alle 3 Jahre bzw. jährlich bei hohem Risiko) + Risikoeinstufung dokumentieren
#6 Dokumentation Alle Prüf- und Kontrollhandlungen revisionssicher dokumentieren (Audit-Trail aufbauen)
#7 IT-Systeme & Auslagerungen Screening-Tools regelmäßig validieren + Auslagerungen überwachen & kontrollieren
#8 Bereitstellungs- & Verfügungsverbote Verbote systematisch in KYC-, Zahlungs- und Handelsprozesse integrieren
#9 Sanktionslisten & Informationsquellen Sanctions Map & EU-Listen regelmäßig prüfen + Update-Prozesse automatisieren
#10 Meldepflichten Meldungen an SZ FiSankt routinemäßig absetzen (inkl. Fehlanzeige) + Prozess etablieren
#11 Verfügungs-/Bereitstellungsverbote konkret IT-gestützte Sperrfunktion für eingefrorene Konten + Weiterverwendung verhindern
#12 Zahlungsverkehr Automatisierter Abgleich der Zahlungsdaten mit aktuellen Sanktionslisten einrichten
#13 Finanzierungsverbote & Genehmigungsvorbehalte Kontrollmechanismen für sanktionierte Projekte + Güterfinanzierungen einbauen

6) Praxisfelder mit hohem Sanktionsrisiko (kompakt)

  • Kundenannahme (KYC): Identifizierung, wirtschaftlich Berechtigte, Sanktionsscreening vor Freischaltung.

  • Kundenbestand: Abgleich nach Neulistungen; Sperren eingefrorener Konten/Depots.

  • Zahlungsverkehr: Regelbasierter Listenabgleich und Schlagwortsuche im Verwendungszweck.

  • Handels-/Projektfinanzierung: Screening aller erkennbaren Beteiligten; Güter-/Projektbezug prüfen; ggf. Genehmigungspflicht.

  • Wertpapiergeschäft: Kauf/Verkauf und Erträge in Einklang mit Verfügungs-/Bereitstellungsverboten; Depots sanktionierter Kunden einfrieren.


7) Wie bleiben mein Unternehmen und ich rechtskonform?

Rechtskonformität erreichst du durch ein funktionierendes internes Kontrollsystem (IKS). Dazu gehören regelmäßige und automatisierte Screenings von Kunden und Transaktionen gegen aktuelle Sanktionslisten, klare Schulungen der Mitarbeiter und die Dokumentation aller Prüfprozesse. (🔗 Alle 13 To-dos für deine Compliance.)


FAQ: Embargos & Finanzsanktionen

  • Was ist der Unterschied zwischen Total- und Teilembargo?

    Totalembargos stoppen weite Teile des Außenhandels; Teilembargos betreffen ausgewählte Sektoren, Güter oder Dienstleistungen (z. B. Waffen, Dual-Use, Rohstoffe).

  • Welche Folgen drohen bei Verstößen?

    Je nach Schwere Ordnungsgeld bis Strafbarkeit (AWG/AWV). Zusätzlich drohen zivilrechtliche Nichtigkeit und Reputationsschäden.

  • Wer informiert und beaufsichtigt?

    Finanzsanktionen: Deutsche Bundesbank/SZ FiSankt; Güter-/Exportfragen: BAFA. Unternehmen müssen eigenständig aktuell halten, prüfen und melden.

  • Wie bleibe ich rechtskonform?

    Wesentliche Bausteine:

    • Risikoorientiertes IKS & klare Verantwortlichkeiten
    • Validierte Screening-IT & regelmäßige Listen-Updates
    • Definierte Prozesse (Onboarding, Zahlungsverkehr, Trade Finance)
    • Schulungen, Audit-Trail, Melde- und Genehmigungswege

Weiterbildung mit S+P

Mit den S+P Online-Schulungen bringst du Wissen direkt in die Praxis – 100 % online, ortsunabhängig und flexibel. Unsere Formate verbinden kompakte Inhalte mit sofort einsetzbaren Vorlagen aus der S+P Tool Box. Auf Wunsch schließt du mit Zertifikat und digitalem Badge ab und profitierst vom Austausch in einer starken Community. Jetzt Thema wählen, Online-Termin sichern und starten.


S&P Unternehmerforum GmbH 782 Bewertungen auf ProvenExpert.com