Aus dem C-Level Hub

16. November 2025
Lesezeit: 7 Minuten

Autor: Achim Schulz

A. Schulz berichtet für den S+P Governance Hub über regulatorische Veränderungen, ESG-Risiken und digitale Resilienz. Sein Schwerpunkt liegt darauf, komplexe Regulatorik in praktische Führungswerkzeuge zu übersetzen.

Warum 2026 zum Stresstest für Deutschlands Unternehmensführung wird

Die deutsche Unternehmensführung steht am Beginn eines regulatorischen Jahrzehnts, das viele Manager unterschätzt haben. Was lange als Aufgabe der Compliance-Abteilung galt, ist heute strategischer Kern der Unternehmenssteuerung: Neue EU-Verordnungen wie DORA, der EU AI Act, die verschärften MaRisk-Anforderungen sowie die ESG-Offensive (CSRD) greifen ineinander – und sie greifen tief.

Für Vorstände und Geschäftsführer bedeutet das: Die Frage lautet nicht mehr Was müssen wir wissen?

Sie lautet: Wie schaffen wir es, dieses Wissen in belastbare, nachweisbare Führungskompetenz zu übersetzen – bevor die Aufsicht, der Markt oder der nächste Ausfall zuschlagen?

2026 wird das Jahr, in dem Breite durch Präzision ersetzt werden muss. Und in dem ein Zertifikat nicht mehr Karriere-Dekor ist, sondern haftungsrelevant.

Der 3-Säulen-Vergleich: DORA – MaRisk – ESG/CSRD

Regulatorik Strategische Leitfrage Zentrale Management-Aufgabe
DORA (Digital Operational Resilience Act) Wie stelle ich die digitale Belastbarkeit sicher? Aufbau eines IKT-Resilienz-Frameworks, Kontrolle kritischer Dienstleister, Testing und Incident Reporting.
MaRisk (insb. AT 9) Wie beherrsche ich Outsourcing- und Tech-Risiken? Steuerung von Subdienstleisterketten, Exit-Strategien, KI-RegTech-Kontrollen und Risikomodelle (ICAAP/ILAAP).
ESG / CSRD Wie mache ich Nachhaltigkeit prüfungs- und ratingrelevant steuerbar? Integration von Klimarisiken, Lieferketten-Transparenz, Governance-Daten und ESG-KPIs in Strategie & Finanzplanung.
EU AI Act Wie gewährleiste ich sichere & nachvollziehbare KI-Prozesse? Validierung, Dokumentation und Monitoring hochrisikorelevanter KI-Systeme sowie Governance-Strukturen.

Die neue Epoche der konvergenten Regulatorik

Europa prescht voran – und die Regulierungen beginnen zu verschmelzen. Wer die Schnittstellen nicht versteht, verliert den Überblick über Technologie-, Finanz- und Nachhaltigkeitsrisiken.

DORA und EU AI Act: Die Top-Management-Verantwortung für Technologie-Compliance

Mit DORA schafft die EU eine klare Haftungslinie: Führungskräfte müssen die digitale Belastbarkeit ihrer IT-, Cloud- und Outsourcing-Landschaften sicherstellen.

Parallel verpflichtet der EU AI Act zum verantwortungsvollen Einsatz von KI: Transparenz, Modellvalidierung, Risikokontrollen.

Beides zusammen verschiebt die Haftung nach oben:
Nicht mehr nur der Ausfall der Cloud zählt – auch die Fehlentscheidung einer KI im Risikomanagement.

MaRisk AT 9 – Outsourcing unter Hochspannung

Mit den überarbeiteten MaRisk verschärft die BaFin insbesondere AT 9. Das betrifft vor allem:

  • Subdienstleisterketten

  • Exit-Strategien

  • Kontrollmechanismen bei ausgelagerten KI- oder RegTech-Prozessen

Der Fehler eines Dienstleisters wird damit schnell zum Organisationsverschulden der Geschäftsleitung.

Alle Unternehmen, die ausgelagerte Prozesse an Dienstleister (z.B. IT, Cloud, RegTech) vergeben, sofern sie als Finanzinstitut gelten (oder deren kritische Dienstleister sind). Die verschärften Anforderungen betreffen somit indirekt eine stark wachsende Zahl von Nicht-Finanzunternehmen und deren Management.

ESG – Vom Wohlfühlthema zum finanziellen Risiko

Mit der CSRD wird ESG 2026 endgültig prüfungsrelevant.

Wer seine Wertschöpfungskette nicht durchdringt oder Klimarisiken nicht in ICAAP und ILAAP einbettet, riskiert:

  • Ratingverluste

  • knapperen Zugang zu Finanzierung

  • Reputationsschäden

ESG wird zum Bankenrisiko – nicht zur PR-Übung.


Warum die bisherigen Schulungen nicht mehr reichen

Viele Weiterbildungen scheitern an einem simplen Problem: mangelnde Relevanz.

Ein CFO, der einen halben Schulungstag über theoretische Compliance-Grundlagen verbringt, lernt an seinem Bedarf vorbei. Ein Aufsichtsrat, der Schulungen für Fachkräfte erhält, bleibt im Blindflug. Und generische Teilnahmezertifikate reichen der Aufsicht nicht mehr aus.

Das Ergebnis:

  • Fehleinschätzungen von Risiken

  • fehlende persönliche Haftungsabsicherung

  • unzureichender Nachweis der Sachkunde in Schlüsselpositionen

Die EU macht ernst: Wer eine Rolle übernimmt, muss rollenbezogene Qualifikation nachweisen können – so klar spricht kaum jemand darüber, aber die Aufsicht prüft bereits heute danach.


Der Trend 2026: Rollenbasierte Executive Qualifikation

Die Lösung, die die Regulierung faktisch erzwingt, heißt: rollenbasierte Weiterbildung.

Denn die Anforderungen für einen CEO unterscheiden sich fundamental von denen eines CRO oder eines Geldwäschebeauftragten.

Eine moderne Weiterbildung differenziert daher:

CEO/Geschäftsführer

  • strategische Integration von DORA, MaRisk, ESG und AI Governance

  • Haftungsmanagement

  • Aufbau digitaler und finanzieller Resilienz

Chief Risk Officer

  • Risikomodellierung

  • ICAAP/ILAAP

  • Integration von ESG-, Klima- und Technologierisiken

  • Steuerung statt nur Überwachung

Geldwäschebeauftragte

  • GwG-Sachkunde

  • AMLD6

  • Risikoanalyse, Monitoring, KYC

Diese Segmentierung führt zu einem spürbar höheren Wirkungsgrad – und zu einer klaren Entlastung der Unternehmensführung.

Warte nicht auf den Ausfall. Sichere deine Rolle.

Erfülle die Nachweispflichten der Aufsicht und sichere deine Haftung durch rollenbasierte Qualifikation. Finde den passenden S+P Certified Lehrgang für deine Position (CEO, CRO, Geldwäschebeauftragter) noch heute:

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Der Praxisdruck steigt: Warum Tools wichtiger werden als Theorie

Das größte Defizit in deutschen Unternehmen liegt selten im Wissen, sondern im „Tun“.

Moderne Management-Weiterbildung liefert deshalb nicht mehr nur Inhalte, sondern funktionsfertige Werkzeuge: Musterberichte, Risikoanalysen, Templates für KI-Governance oder DORA-Testszenarien.

Der Vorteil liegt auf der Hand:
Führungskräfte arbeiten nicht an neuen Strukturen – sie arbeiten damit.

In der Praxis ist die direkte Anwendbarkeit heute der wichtigste Faktor für Weiterbildungseffizienz.

2026: Drei Karriere-Hebel, die jeder Entscheider kennen muss

Die Regulatorik ist nicht nur Unternehmensrisiko – sie ist Karriererisiko.

1. Haftungsminimierung

Die Aufsicht fordert zunehmend formale Sachkunde für Schlüsselrollen.
Fehlende oder falsche Weiterbildung kann den Vorwurf des Organisationsverschuldens begründen.

Ein belastbarer Nachweis schützt:

  • Geschäftsführer

  • Vorstände

  • Aufsichtsräte

  • Risikomanager

Gerade in DORA-relevanten Ausfällen oder kritischen ESG-Verstößen kann er den Unterschied zwischen Pflichtverletzung und Entlastung ausmachen.

2. Strategische Steuerung statt Silodenken

Wer regulatorische Informationen zu strategischen Vorteilen umdeutet, steigt intern auf.

  • Risikokennzahlen werden zu Navigationsinstrumenten.
  • ESG wird zum Wettbewerbsvorteil.
  • KI-Governance wird zur Grundlage digitaler Geschäftsmodelle.

Der Rollenwechsel vom „Kontrolleur“ zum „Sparringspartner“ ist die wichtigste Kompetenzverschiebung 2026.

3. Marktwert durch Nachweisbarkeit

Der Arbeitsmarkt reagiert sichtbar auf regulatorische Komplexität.

Nachweise wie ein rollenbezogenes Zertifikat erhöhen die Sichtbarkeit und gelten immer häufiger als Voraussetzung für:

  • die Leitung kritischer Funktionen

  • den Wechsel in Vorstand und Geschäftsführung

  • Mandate im Aufsichtsrat

„Nachweisbare Kompetenz“ wird zum neuen Währungssystem im Executive Recruiting.


Fazit: 2026 wird das Jahr der Präzision

Nie war Weiterbildung so unmittelbar mit Haftung, Unternehmensstabilität und Karriere verbunden wie heute.

Die EU zwingt Unternehmen, Wissenslücken zu schließen – aber nicht mit mehr Theorie, sondern mit präziser Rollenqualifikation.

Top-Entscheider müssen jetzt handeln, um:

  • regulatorische Pflichten zu erfüllen,

  • persönliche Risiken abzusichern

  • und ihre strategische Handlungsfähigkeit zu stärken.

Wer heute noch in generischen Schulungen sitzt, riskiert morgen die eigene Position.


FAQ: 2026 – Der Stresstest für Deutschlands Unternehmensführung

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